ChatGPT und Co. – Spielerei oder Mehrwert?
Seit OpenAI ChatGPT ausgerollt hat und weitere Anbieter folgten, steht die Welt Kopf. In den klassischen und sozialen Medien wird über Sinn und Unsinn von KI diskutiert und gestritten. Wir sind fasziniert, schockiert und – irgendwie überfordert zugleich. Der Weiterbildungsmarkt flutet uns gerade mit Kursen zu KI, Firmen und Schulen sind gefordert, ihren Mitarbeitenden und Lernenden den Umgang mit den neuen Tools zu vermitteln, Richtlinien festzulegen und auf Datenschutzrisiken hinzuweisen.
Meine Erfahrung
Im heutigen Blog möchte ich mit euch meine Erfahrungen mit ChatGPT und Co. teilen. Meine ersten Schritte mit den Tools begannen mit einer Weiterbildung zur AI-Writerin an der Text Akademie im vergangenen Jahr. Und eines vorneweg: Selten hat ein Kurs so viele Fragen aufgeworfen und Diskussionen ausgelöst. Im sechswöchigen Kurs verging keine Woche, in der die Dozenten nicht ihre Lehrmittel anpassen mussten. Tools kamen und verschwanden, Funktionen änderten sich, die Dynamik überschlug sich fast.
Seither habe ich einige Tools wie ChatGPT, Copilot und Midjourney in der Praxis angewandt und damit Erfahrungen gesammelt. Ich habe einen Teil meiner Blogbeiträge mit ChatGPT erstellt – nicht diesen – und versuche nun herauszufinden, wie die Suchmaschinen diese Inhalte aufnehmen.
Meine Erfahrungen mit den Tools sind gemischt. Während gewisse Funktionen mir die Arbeit erleichtern und teilweise überraschende Ergebnisse bringen, gibt es auch Content, der sich aus meiner Sicht unmöglich mit KI generieren lässt. Hier ein paar Beispiele:
ChatGPT steht mir hilfreich zur Seite, wenn es darum geht:
- Einen Text auf Rechtschreibung zu prüfen. Rechtschreibung und Grammatik hat ChatGPT recht gut im Griff, ein professionelles Korrektorat ersetzt ChatGPT allerdings (noch) nicht. Für Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche oder Legasthenie können moderne KI-Tools im Alltag allerdings sehr unterstützend und entlastend sein.
- Themenvorschläge zu generieren und Konzeptraster zu erstellen. ChatGPT kann als Assistent dienen, wenn es darum geht, Themenvorschläge für einen Redaktionsplan zu erstellen. Auch kann ChatGPT beim Konzeptionieren unterstützen oder beim Brainstorming von FAQ. Gute Resultate setzen gute Prompts (Anweisungen an KI) voraus.
- Einen Titel zu kreieren. Dies Nutzen auch bereits namhafte Medienkonzerne, weil die Titelsuche oft sehr zeitaufwändig ist und darüber entscheidet, ob ein Artikel gelesen wird oder eben nicht. Die Resultate sind nicht immer überzeugend – auch in den hiesigen Medien.
ChatGPT und Co. hilft mir kaum bei:
- Der Berichterstattung von Anlässen. Ein Beispiel: Vor einigen Wochen war ich damit beauftragt, einen Bericht über einen Fachvortrag zum Thema «Lernen» zu schreiben. Dazu nahm mich am Vortrag teil und erhielt die Präsentation als Handout. Der Inhalt der Präsentation funktionierte nur mit den mündlichen Aussagen und detaillierten Ergänzungen der Referentin. Die Herausforderung bestand also darin, den Inhalt des einstündigen Vortrages zu erfassen, die Zusammenhäng zu erkennen und für die Leserinnen und Leser den Mehrwert und die Kernaussagen auf max. zwei A4-Seiten zusammenzufassen. Ergänzend zum Vortrag hörte ich mich im Anschluss bei den Teilnehmenden um. Welche Inhalte fanden sie spannend, wie wirkte die Präsentation auf sie? Eine Aufgabe, die KI nicht kann und wahrscheinlich auch nie können wird, weil ihr die kognitiven Fähigkeiten dazu fehlen.
- Interviews: Ein Interview lebt von Emotionen, dem Ausdruck der interviewten Person, der Atmosphäre, in der das Interview stattfindet. Diese teilweise subtilen Einflüsse machen ein Interview aus. Die Sprache darf nicht geschliffen wirken, sie soll authentisch bleiben. Auch hier fehlen der KI die kognitiven Fähigkeiten, wie beispielsweise das Verständnis, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden, Antworten zu gewichten und Inhalte zu streichen, die für die Lesenden unbedeutend sind. In der Vor- und Nachbearbeitung kann KI allerdings unterstützend sein. So kann ich sie beim Erstellen der Fragen miteinbeziehen oder die Effizienz steigern, indem sie mir das Interview transkribiert.
- Der Bildgenerierung: Das Bild meines Blogbeitrags ist von Midjourney erstellt. Es hat ein paar Prompts gebraucht, bis es meinen Vorstellungen entsprach. Aber klar ist, jeder und jede erkennt sofort, dass das Bild mit KI erstellt wurde. Meiner Erfahrung nach erfordert ein gutes Bild gute Prompts. Dies gelingt dir vor allem, wenn du dich mit der Technik des Fotografierens sehr gut auskennst und der KI genaue Kameraeinstellungen, wie Blende und Verschlusszeiten, Lichtverhältnisse, die gewünschte Stimmung etc. beschreiben kannst. Etwas, das vor allem professionellen Fotografinnen und Fotografen oder ambitionierten Hobbyfotografen und Hobbyfotografinnen gelingen dürfte. Ein anderer Weg ist, ein bestehendes Bild z. B. in Midjourney oder ChatGPT hochzuladen und die KI nach den Bildeinstellungen zu fragen, damit du im Anschluss ein ähnliches Bild generieren kannst. Dies nennt man Reverse-Prompting. In meinem Beispiel siehst du das Originalbild mit Lavendel, das ich mit einer Spiegelreflexkamera gemacht habe und das mit ChatGPT generierte Bild, bei dem der Lavendel auf meinen Promt hin durch eine Margerite ersetzt und die Bildeinstellungen des Originalbildes übernommen wurden. Für mich war das Ausprobieren der Tools eine Spielerei und vor allem: ein unglaublicher Zeitfresser. Vorerst werde ich weiterhin auf Bilddatenbanken zurückgreifen, eine Fotografin oder einen Fotografen beauftragen oder die Bilder selbst erstellen.

Originalbild

ChatGPT-generiertes Bild mit Reverse Prompt
Tipps im Umgang mit KI-Tools
- ChatGPT und Co. sind keine klassischen Suchmaschinen. Sie basieren auf einer anderen Technologie. Sie spucken dir zwar glaubhafte Informationen aus, neigen aber auch dazu, Inhalte komplett zu erfinden («halluzinieren»). Prüfe also jeweils die Ergebnisse oder frage nach Quellen. Bei ChatGPT seht dir dafür ChatGPT-Search zur Verfügung. Aber aufgepasst: Meine Erfahrung hat gezeigt, dass z. B. Copilot öfter mal Quellen angibt, die sich bei genauem Betrachten nicht mit den Inhalten der Promptausgabe decken.
- KI kann dir helfen, deinen Alltag effizienter zu gestalten. Beispiel: Du hast einen Newsletter oder Blogartikel geschrieben und möchtest den gleichen Inhalt gekürzt auf deinem Instagram-Account ankündigen. ChatGPT kann dir helfen, einen griffigen Post zu generieren oder deine Stories und Reels zu ergänzen. Warum nichts dagegen spricht? Der Algorithmus von Instagram verlangt sehr viel Content, damit du Aufmerksamkeit bei deiner Community erlangst. Als Selbstständige oder Kleinunternehmen stehen dir unter Umständen nicht die notwendigen Ressourcen zur Verfügung. Gleichzeitig ist die Aufmerksamkeitsspanne der Nutzerinnen und Nutzer oft sehr kurz.
- Sei dir bewusst, dass der Datenschutz nicht gewährleistet ist. Dafür musst du die notwendigen Einstellungen in den Tools machen und er ist auch dann noch nicht zu 100 Prozent gewährleistet. Sei also vorsichtig, vor allem mit personenbezogenen Daten.
Mein persönliches Fazit
Ich bin beeindruckt von den vielen Anwendungen und Funktionen, die KI-Tools bieten und die uns helfen, Arbeitsabläufe zu beschleunigen und den Arbeitsalltag effizienter zu gestalten. Dennoch werde ich weiterhin ein ambivalentes Gefühl haben, was die Entwicklung angeht. Ein sorgfältiger und kritischer Umgang ist aus meiner Sicht angezeigt. Denn die Tools haben uns erreicht, ohne dass sich die Entwicklerinnen und Entwickler Gedanken über den ethischen Einsatz gemacht oder gesetzliche Grundlagen mitgeliefert haben.